
Pazi Mine
(2016) - Mehr als 20 Jahre nach dem Ende des Bosnienkrieges sind die Spuren des Konflikts noch im ganzen Land zu sehen. In der Hauptstadt Sarajevo prägen Einschusslöcher die Häuserfronten, während in den ländlich geprägten Gebieten verlassene Häuser die Landschaft füllen. Doch die gefährlichsten Erben des Krieges sind die rund 120.000 Landminen, die immer noch übers ganze Land verteilt sind. Zwei Wochen lang habe ich eine norwegische NGO Norwegians People Aid (NPA) begleitet, die seit 1996 in Bosnien und Herzegowina die Landminen und Munition aus unsicherem Gebiet entfernt. Mit dieser Arbeit zeige ich den gefährlichen Alltag der Minensucher und die heute noch spürbaren Folgen des Bürgerkrieges.






Die Minenräumung beruht auf enger Zusammenarbeit. Jeder verlässt sich auf den anderen bei diesem lebensgefährlichen Job. Zusätzlich gibt es während der Räumarbeiten mehrere hauseigene Mitarbeiter, die die Arbeit der Minensucher ständig kontrollieren. Das Team besteht aus serbischen und kroatischen Bosniern sowie muslimischen Bosniaken. Manche haben noch vor wenigen Jahren im Krieg gegeneinander gekämpft. Heute arbeiten sie zusammen daran, Bosnien und Herzegowina zu einem sicheren und minenfreien Land zu machen.








Im März 2016 begeben sich aus noch ungeklärten Gründen zwei der NPA-Minensucher in ein ungeräumtes Gebiet. Sie lösen eine PROM-Mine aus, die nach der Aktivierung in die Luft schnellt und auf 80cm Höhe explodiert. Während einer der Sucher Glück hat und hinter Deckung steht, stirbt sein Kollege. Er ist das erste Opfer der Organisation seit der Gründung.
Als ich ein Foto der Gedenkstätte mache, erklärt mir ein Mitarbeiter, dass die Bewohner des anliegenden Dorfes die gelben Sicherheitsbänder einfach ignoriert haben. Sie sind durch noch minenverseuchtes Gebiet gegangen, um die Kerze aufzustellen. Glücklicherweise ist den Dorfbewohnern nichts passiert.


















Neben den Minenräumtruppen betreibt Norwegians People Aid auch ein globales Hundetrainingszentrum in der Nähe von Sarajevo. Hier werden Minensuchunde trainiert, die nach Abschluss der Ausbildung in der ganzen Welt zum Einsatz kommen. Die Hunderasse wurde extra für diesen Zweck vor Ort herangezüchtet. Die Hunde werden von Geburt an jeden Tag unter der Woche trainiert und auf die spätere Arbeit vorbereitet.
Mit ihrem Geruchssinn können sie die verschiedensten Minen entdecken. Die Minensucher müssen ein dreimonatiges Training mit den Tieren absolvieren, bevor sie zusammen ins Feld gehen können. Für die Arbeit vor Ort sind die Hunde unersetzlich, da sie minenverseuchte Gebiete meist schneller absuchen können als die Minenräumer mit den Metalldetektoren.

